Freitag, 21. August 2015

Über Österreicher, Brasilianer und Fußball



19.08.2015
Leider gibt es immer wieder Probleme mit dem Internet. Unsere Berichte werden meistens ganz brav hochgeladen, aber mit den Fotos ist das so eine Sache… Das ist wirklich schade, denn jetzt ist unser Haus wirklich schon sehenswert! Die zwei Fenster sind fertiggestellt und nur noch ein paar Wände könnten ein paar Steine gebrauchen. Dann ist auch schon alles supi - an der Mauer. Doch dann müssen wir uns noch an das Dach wagen, und davor noch die Säulen komplett hochziehen – achja, und der Boden muss noch gegossen werden. Ich schreibe das mit einem ängstlichen Blick auf die Datumanzeige unseres Computers - hoffe wirklich, dass wir das in der kurzen Zeit packen!
Heute gab es eine lustige Überraschung auf der Plantage: Als wir alle mal wieder fleißig am transpirieren waren, Steine schleppten, sie mit Zement einschmierten, sie aufeinander bappten oder sonst irgendetwas machen, hupte es. Es hupt hier ständig, deshalb schaute niemand hoch und keiner nahm das heranfahrende Motorrad war. Als es jedoch auf einmal hieß: „Hallo, wie geht es euch?“ wurden alle hellhörig! Deutsch?! Nein Deutsch war das nicht, dafür klang es zu lustig. Österreichisch!
Österreichisch von einem waschechten Österreicher. Helmut lebt hier, bzw. in einer vierzehn Kilometer entfernten Stadt, nun schon seit zwei Jahren. Auch er ist per Kolping hier hergekommen und auch er hat sich in Brasilien verliebt, in Brasilien und in eine Brasilianerin, die jetzt seine Frau ist. Helmut erzählt uns viel über die Gegend. Über Einbrüche, gesprengte Banken und über die verlorene Weltmeisterschaft. Er erzählt uns, dass die meisten der Brasilianer mit dem Gefühl in das Turnier gegangen wären, in jedem Fall zu gewinnen. Und dass sie dann, als sie verloren haben, mit einem mal nichts mehr mit Fußball, Fahnen und Trikots zu tun haben wollten.  Vorher wäre hier alles noch mit Fahnen und Zeichen asphaltiert gewesen und ein Tag nach dem Spiel gegen Deutschland sah man in ganz Piauí nicht mehr als zehn Fahnen, erzählt Helmut. Von Neto haben wir gehört, dass geplant wurde, einen nationalen Trauertag an dem bösesten aller Datums angesetzt werden soll - mit schulfrei und allem drum und dran. Irgendwie ulkig, wie wahnsinnig wichtig Fußball für einige ist und wie sehr diese Identifikation mit dem Sport auch in eine negative, beinah depressive Richtung gehen kann!
                                                                                                                                
Leonard

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