05.08.2015
Die hohen Palmen der Nachbargrundstücke werfen die
ersten Schatten, als wir auf der Plantage eintreffen. Es ist kurz vor halb
vier. In den vergangenen Tagen hatten die Jungs nah des Brunnens einen Platz
frei gehackt. Jetzt ziehen sie weiße Linien über den Boden und markieren den
Grundriss des Schuppens. Unser Auftrag: für das Fundament der Mauern müssen wir
einen Graben buddeln, 40cm tief und 20cm breit. Motiviert greifen wir zu
Spitzhacken, Hacken und Schaufeln. Unsere Arbeit wird gesanglich immer von
unserem selbstgedichteten Song begleitet: "Wir wollen triefen und tropfen, wir
mögen Blasen und schwitzen, wir haben Dreck in allen Ritzen, Vamos! Vamos!
Vamos trabalhar!"
Staub
steigt auf, verschmiert unsere, nach kürzester Zeit, verschwitzt nassen Beine,
Arme, Schultern und Gesichter. Wir sehen aus wie Ferkel! Geredet wird nicht
viel, lieber hauen wir auf die Wurzeln ein und schaufeln den lockeren Sand
heraus. Man kann es förmlich riechen, wir haben ein Ziel und das wollen wir
noch unbedingt vor unserer Abfahrt erreichen. Erst bei untergehender Sonne sind
wir dazu zu bewegen, die Werkzeuge beiseite zu legen. Die Plantage liegt circa
drei Kilometer außerhalb von Porto, täglich werden wir mit den Motorrädern hin
und her gefahren. Heute haben wir nicht genug, um alle gleich mitzubekommen.
Spontan, ohne viele Worte, entscheiden wir einfach los zu laufen und auch noch
die restliche Energie aus uns heraus zu holen, sehr zur Verwunderung der
Brasilianer, die hupend und jodelnd an uns vorbei fahren. Wir laufen die Straße
hinunter Richtung Porto und wer dieses Bild nicht schon einmal selbst gesehen
hat, der kann sich dieses wunderschöne Schaupiel, der verschwimmenden Farben,
der tief-orangenen untergehenden Sonne und des aufsteigenden Nebels, nicht
vorstellen. Als die brasilianischen Jungs zurück kommen, um Jonas und mich
mitzunehmen, bin ich zwar zum einen erleichtert, da mich meine Beine nicht mehr
viel weiter hätten tragen können, zum anderen hätte ich jedoch gerne noch etwas
diese Aussicht genossen.
Leona
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