28.07.2015
Trabalho,trabalho, trabalho!
Heute wurde gearbeitet, was das Zeug hält! Wir stehen ein
bisschen unter Zeitdruck, weil wir am Ende unserer Reise in jedem Fall vor
unserem eigenen, kleinen, bescheidenen Haus stehen wollen, uns die Liter Schweiß
aus dem Gesicht wischen wollen und sagen können: Puuh geschafft! Deshalb haben
wir uns vorgenommen, noch effektiver zu arbeiten. Jeder geht morgens mit voller
Energie aus dem Haus, latscht die 100m zum Centro und kommt in der
Mittagshitze, mit Schweiß und Zementresten verschmiert, zurück geschlurft. Dann
gibt es Essen, eine kurze Siesta während der größten Hitze, wir tanken Energie
und es geht wieder los.
Sand hacken, sieben, mit Zement mischen, Wasser dazu geben, wieder Sieben,
pressen und dann hält man ihn auch schon in der Hand, den selbstgemachten
Stein, den man später wie eine Pflanze gießen muss, damit er bereit ist für den
Bau.
Die Produktion läuft immer besser! Wir schaffen, in guten Zeiten, etwa
anderthalb Steine die Minute - wenn nichts daneben geht. Denn manchmal
zerbrechen die vorerst noch bröseligen Steine. Dann dauert es nicht lange und
es stehen mindestens drei Helfer neben dem Verunglückten, um diesen beim
Auffegen zu helfen - nichts hält uns auf!
Ein Haus bauen ist etwas Feines; denn irgendwann steht man davor und sagt: „Das
habe ich, oder das haben wir gemacht, das ist das Werk unser schwieligen
Hände.“ Auf diesen Moment freuen wir uns jetzt schon, auch wenn noch eine Menge
Arbeit vor uns liegt. Denn dann ist nicht nur die Konstruktion von uns, sondern
jeder einzelne Stein durch uns entstanden. Bestimmt wird bei all der Sieberei jedes
Sandkorn und jedes Krümchen Zement einmal von uns berührt - man kann also sagen,
dass es ein Vollblutbrasil09haus wird, was auf uns wartet.
Abends wartete eine Überraschung auf uns. Mylla! Wir haben uns unglaublich
gefreut, die frisch gebackene Braut in die Arme zu nehmen.
Uns ist zu Ohren gekommen, dass über den gestrigen Besuch beim Bürgermeister
sehr schlecht berichtet wurde. Ein im Dorf sehr bekannter Journalist
veröffentlichte bei Facebook kritische Artikel gegen Manin Geronco. Laut Orlando,
so heißt der Journalist, sei der Empfang beim Bürgermeister mit Saft und Keksen
unserem Projekt nicht angemessen. Beinah ganz Porto mokiert sich nun darüber.
Eigentlich ja ganz nett von den Portuensern, dass sie uns einen größeren
Empfang zugestehen, aber natürlich könnte jetzt unsere Beziehung zum
Bürgermeister geschwächt sein. Wir müssen da unbedingt etwas machen! Ella wird
einen Bericht auf Facebook veröffentlichen - auf Portugiesisch und Deutsch und
widersprechen. Wir lassen uns nicht instrumentalisieren!
Später sind Leona und ich mit Allysson aufgebrochen, um uns mal wieder an den
Versuch zu wagen, unseren Blog auf den neusten Stand zu bringen - ein grausames
Unterfangen bei der Geschwindigkeit der Verbindung! Leona und ich bekamen
furchtbar schlechte Laune - wir waren echt frustriert. Ich sogar so sehr, dass
ich auf meinem Stuhl einschlief und nicht wach zu kriegen war - arme Leona!
Als es dann doch einigermaßen geklappt hatte, ging es zurück zu den anderen.
Die haben sich um das morgige Kulturprogramm gekümmert und hatten noch ein paar
richtig gute Ideen!
Jetzt aber ins Bett - Gute Nacht!
Leonard