Samstag, 6. Juli 2013

Die versteckte Seite der lebensfrohen Brasilianer

Bericht von Donnerstag, 4. Juli
Leona und Mylla

In Porto ist es nicht selbstverständlich, dass uns die Jugendlichen in das Haus mitnehmen, in dem sie wohnen. Denn oft schämen sie sich für ihren Lebensstandard. Deshalb nenne ich das Mädchen, von dem ich euch erzählen möchte, Francisca. Eigentlich heißt sie ganz anders.
Mylla fragte mich heute, ob ich mitkommen wolle, Francisca, ein Mädchen aus dem Projekt, mit dem Motorrad nach Hause zu bringen. Sie wohnt ca. sieben Kilometer außerhalb von Porto. Auf einem sandigen Weg, voller Schlaglöcher und Steine fuhren wir an vereinzelten Häusern vorbei. Mir wurde mulmig zumute, was wird das für ein Haus sein? Wie soll ich mich dann verhalten? Doch nach ungefähr fünf Kilometern kam ein großes, gut gebautes Haus und ich dachte, hier würde sie wohl wohnen und atmete auf, doch wir fuhren weiter. 
Wir steuerten eine Lehmhütte an, mit getrockneten Palmenwedeln bedeckt. Ein kleines Mädchen schaute mich mit großen dunklen Augen an. Zwei weitere kamen freudig ihren Namen singend hinter dem Haus hervor. Neugierig sahen sie mich an. Franciscas Mutter kam lächelnd aus der Hütte. Wir wurden einander vorgestellt und mit strahlenden Augen umarmte sie mich fest und lange. Sie zeigte mir ihre Küche. Sie wirkte fast stolz, eine Küche zu haben, die aber nur aus Lehm gebaut war. Selbst der Backofen war aus Lehm. Sie führten mich weiter durch ihre Hütte. Es gab keinen Putz an den Wänden und kaum Möbel. Doch sie wirkten gar nicht traurig. Und die zwei kleinen Kinder, kamen sehr zutraulich auf mich zu und als ich mich zu ihnen hinunter beugte, setzte sich das Mädchen bei mir auf die Knie und schaute mir lächelnd ins Gesicht. Wir verabschiedeten uns und Francisca hielt mich lange fest.    
Ich kenne Francisca als ein sehr frohes, immer gut gelauntes, lachendes Mädchen. Wenn man sie trifft, dann glaubt man nicht, dass sie so leben muss. Dieses Erlebnis, der Besuch bei ihr zu Hause, war sehr eindrucksvoll und ich konnte spüren, wie dankbar Franciscas Mutter ist, dass ihrer Tochter die Chance gegeben wird, an unserem Projekt teilzunehmen.
Leona Holzki

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