Samstag, 20. Juli 2013

Auf Fischjagd im Rio Parnaíba


Gestern in der Mittagspause wurde ich von Jackson und Raphael gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mit ihnen Garnelen und Fische zu fangen. Ich hatte natürlich Lust und machte mich mit den beiden sowie Lucas und Allyson auf den Weg zum Parnaíba. 
Wir gingen durch einen der ärmeren Teile Portos und trafen dort zwei weitere Brasilianer, die Lust auf Fischfang hatten. Weiter ging es auf einem kleinen Trampelpfad, danach balancierten wir auf wackligen Rohren über einen Fluss, in dem eine Frau ihre Wäsche wusch, während ihre beiden Söhne mit kleinen selbstgebauten Angeln spielten. Der Pfad verengte sich und verlief schließlich ganz im sandigen Boden. Also ging es durchs Unterholz weiter. Hierbei waren die Brasilianer sehr vorsichtig und umsichtig. Sie warnten mich vor jedem tiefer hängendem Ast und ließen mich in ihrer Mitte gehen, um mich auch vor Schlangen schützen zu können. Schließlich kletterten wir über einen Zaun und erreichten einen versteckten Strand, den meine Begleiter für geeignet hielten. 
Wir zogen unsere T-Shirts aus und wateten wegen der spitzen Steine vorsichtig ins Wasser. Die Ausstattung bestand aus einem Plastikeimer und zwei geschärften Metallstangen. Mir wurde erklärt, wie wir vorgehen würden und danach ging es los. Mit unseren Händen fingerten wir in den spitzen Steinen herum, bis wir etwas Lebendiges erhaschten, dann kamen die Stangen zu Einsatz. Weil es nur zwei von ihnen gab, wurden sie, sobald jemand ohne Stange einen Fisch berührte, ihm schnell und leise zugeworfen. 
Ich muss gestehen: ich war ein echt grauenhafter Fischer. Zwar berührte ich ab und zu einen der schnellen Camarão und Gragiola, jedoch war ich immer zu langsam beim Aufspießen. Meine brasilianischen Begleiter hingegen hatten mehr Glück. Vor allem Jackson und Raphael erstaunten mich mit ihrer Beute. Es dauerte nicht lange und die beiden hatten den ganzen Eimer voll. Zwischendurch schwammen mehrere Enten an uns vorbei und ein wildes Pferd schnupperte an unseren am Strand gelassenen Sachen und löschte seinen Durst im trüben Wasser des Panaíbas. Als die Brasilianer die heranschwimmenden Enten sahen, bekam einer den Auftrag, an die Tiere heran zu tauchen und einen der Vögel zu fangen. Der erste Versuch scheiterte. 
Doch als eine Entenmutter mit ihren Jungen angeschwommen kam, gelang es einem der Jungen, sich eines der Küken zu fangen und es in einer gefundenen Plastiktüte einzusperren. Allyson wollte das Küken mit zu unserem Haus nehmen und es dort Taischa schenken. Er ließ sich nicht davon abbringen und war überzeugt, dass sie ihn danach lieber mögen würde. Erst nach zwanzig Minuten schwerster Überzeugungsarbeit auf Portugiesisch, durfte das erschrockene Kleine wieder zur Mutter. Froh über das bestandene Abenteuer, machten sich die Vögel daran, Land – beziehungsweise Wasser – zu gewinnen. Und auch Allyson und ich, die schlechtesten Fischer der Gruppe, machten uns daran, nach Hause zu gehen. Auf dem Rückweg trafen wir eine völlig betrunkene Frau, die uns unverständliche Worte nachschrie und einen Mann, der dabei war, eines der wilden Pferde einzureiten.
Abends trafen sich alle brasilianischen Fischer bei Jackson und verdrückten den gefangenen Fisch bei zwei Flaschen Wodka. Leider konnte ich nicht dabei sein, da beschlossen war, dass die Gruppe an diesem Abend zusammen Unternehmungen machen sollte.
                                                                                                                            
Leonard Ihßen 

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