Mittwoch, 29. Juli 2015

Hoher Besuch beim Produktionsstart

27.7.2015


Ein wichtiger Tag erwartet uns, als wir heute noch ganz verschlafen aus unseren Betten kraxeln. Wir sind nämlich heute eingeladen, beim Bürgermeister Manin Geronço der regierenden Arbeiterpartei PT. Nachdem der kleine, wirklich nett aussehende Mann uns nach allen Regeln der Höflichkeit in seiner Stadt willkommen heißt, entschuldigt er sich für seine Verspätung. An seiner Stirn ist eine große Schramme, die immer noch leicht blutet und er erzählt uns, dass er, bevor er sich aufmachte uns zu begrüßen, einem Freund geholfen habe, dessen Teich wieder in Schuss zu bringen. Dabei habe er sich verletzt, das habe natürlich seine Terminplanung durcheinandergewürfelt.
Manin Geronço betont sehr eindringlich, wie wichtig unser Projekt für seine gesamte Stadt ist und dass er und seine Frau sich jedes Mal sehr freuen würden uns wieder willkommen zu heißen. Danach unterhalten wir uns lange über die Entwicklung, die Porto in der Zeit gemacht hat, seitdem es unser Projekt gibt. Denn jedes Mal, wenn mal wieder eine deutsche Gruppe nach Porto fährt, gibt es viel Neues, viel Entwicklung zu beobachten.
Natürlich sind diese Entwicklungen nicht immer positiv. So haben wir zum Beispiel von Neto gehört, dass es dieses Mal sehr viel gefährlicher in Porto geworden wäre und wir besonders aufpassen müssten, wo wir uns wann mit wem aufhalten. Wir fragen den Bürgermeister, woran das seiner Meinung nach liegt, dass die Gewalt so sehr ansteigt.
Was er uns da erzählt ist wirklich „muito interessante“, auch wenn er nach alter Politikertradition ein bisschen verallgemeinert und versucht um den heißen Brei herum zu reden. Nachdem wir immer mehr nachfragen, kommt er auf den Punkt. Die steigende Gewalt sei stark mit dem Drogenkonsum der Stadt verbunden, so Manin Geronço. Er sagt, dass auf diesem Gebiet dringend etwas unternommen werden muss.
Wir haben auch schon einmal überlegt, eine Antidrogenkampagne mit in unser Projektprogramm zu integrieren und fragen ihn, was seiner Meinung nach gebraucht würde, um dem Drogenkonsum entgegen zu wirken. Er sagt, dass man auch hierfür ein Centro einrichten müsste, um dort Süchtigen zu helfen, wieder von den Drogen wegzukommen. Außerdem plane er schon seit längerem, seine Stadt per Kameras überwachen zu lassen. 360°-Kameras an den großen öffentlichen Plätzen, diese Methode habe schon in vielen anderen Städten geholfen…
Neto und Marcelo kritisieren später seine Thesen stark. Sie sind keine Freunde der PT. Anders als Paulo und Jackson denken die beiden, die beliebteste Partei Brasiliens würde sich die Stimmen ihrer Wähler über das Sozialprogramm „bolsa familia“, mit dessen Hilfe schlechtverdienende Familien unterstützt werden, wenn sie ihre Kinder in die Schule und zur Gesundheitsvorsorge schicken, erkaufen. Neto ist auch der Meinung, dass diesen Familien (zu denen auch seine eigene gehört) nur zum Schein geholfen werden soll und in Wahrheit die Armen arm gehalten werden sollen, weil die Armen den größten Teil der PT-Wähler bildeten. Diesen politischen Diskurs verfolgen wir mit Spannung, jedoch müssen wir uns da raushalten.
Nach Handshakes und Fotos brechen wir zum Centro da juventude auf- tijiolos machen.
Manin Geronço begleitet uns und hat die Ehre, die ersten Steine mit der neuen Maschine zu pressen.
Die Produktion läuft an und besser könnte es kaum gehen. Keine Hände in den Hosen, keine Hände ohne Dreck und Blasen- SUPER!
Trotz Schweiß und Hitze ackern wir so weiter bis es Essen gibt. Danach gibt es eine kurze Siesta und die anderen ziehen wieder los. Leona, Flavia und ich bleiben in der Casa das Alemaos und versuchen endlich unseren Blog hochzuladen. Nichts zu machen- „Internete“ zu langsam. Wir brauchen mehr Zeit, aber der Laden macht dicht- dann halt morgen.
Simon und ich gehen „Futebol“ gucken- in der Sporthalle Portos geht immer die Post ab, da fallen einem fast die Augen aus, wirklich irre!
Danach Abendessen, Bett, Schlafen, Schwitzen, Träumen- Ende.











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