Freitag, 31. Juli 2015

Heute: Tiere, Mehlpfannkuchen und hitzige Diskussion



29.07.2015

Wie jeden Morgen geht es früh los ins Centro, um wieder dort weiterzumachen, wo wir gestern aufgehört haben. Wir räumen die Geräte raus und machen uns bereit zum loslegen, aber dann sehen wir es: kaputte Steine!!!!
Die Steine, die wir gestern sorgfältig in Reih und Glied zum Trocknen aufgereiht haben, sind durchzogen mit kaputten Brocken. Anscheinend ein Tier. Erst die Ziege auf der Plantage, die die jungen Triebe wegmampfte, und jetzt das: es ist zum Mäuse melken!
Nach kurzer Frustration geht es weiter. Wir sortieren die kaputten aus und fangen wieder an zu ackern. Bald ist der Sand alle, ein dicker fetter Haufen Sand ist schon weggeschaufelt, gesiebt oder verarbeitet - so schnell sind wir!
Nach dem Mittagessen und vier erfolgreichen Stunden Arbeit an der Maschine ziehen Michel, Jackson, Raphael und ich los, um auf der Plantage zu arbeiten. Die kleinen Bäumchen brauchen wasserspeichernde Mulden, also wird gebuddelt, gegraben und gehackt. Nachdem alle Pflänzchen versorgt und alle T-Shirts nassgeschwitzt sind, geht es zurück nach Hause.
Hier warten wir auf Aldo, der mit uns eine Tour geplant hat. Als wir vamossen, springen alle auf die Ladefläche seines Pick-Ups und es geht zwanzig Minuten lang über sandige Pfade, asphaltierte Straßen und viele Schlaglöcher in ein kleines Dorf.
Hier zeigt uns Aldo eine „Communidade“, eine Dorfgemeinschaft, die zusammen nach dem Rezept der alten Indios aus Maniok Mehl zum Backen gewinnt. Es ist sehr interessant, wie die Bewohner des Dorfes ein bisschen wie in einer WG zusammen funktionieren. Es wirkt sehr harmonisch, wie die Gemeinschaft untereinander funktioniert.
Der Vorgang der Mehlgewinnung ist sehr kompliziert und bedarf vieler helfender Hände. Das ganze Dorf steht also zusammen, um aus dem saftigen, zuerst noch giftigen Maniok Mehl zu gewinnen.
Alle Vorgänge werden uns genauestens erklärt. Als wir wieder fahren, drückt uns einer der Bewohner eine Art Pfannkuchen, einen „Biju“ in die Hand. Vorher konnten wir sehen, wie er ihn über der Feuerstelle gebacken hat. „Ein sehr ulkiges Ding ist dieser Biju“, denke ich und schiebe mir den noch warmen Teig des nur aus Mehl bestehenden Pfannkuchens in den Mund. Ich bin erstaunt. Ich hätte eine trockene Masse erwartet, die ich nur schwer runter kriege, stattdessen schmeckt es richtig gut! Nicht schlecht Herr Specht!
Als wir wieder zu Hause sind, eröffnen wir eine Diskussionsrunde über das Thema Landflucht. Wir reden lange und viel und Ella kommt bei der ganzen Übersetzerei langsam ins Schwitzen. Es ist sehr interessant, was die Brasilianer über das sehr aktuelle Thema Brasiliens denken. Denn immer mehr Jugendliche bleiben nicht in ihren Heimatregionen, sondern ziehen los - in die großen Städte wie Sao Paulo, Brasilia oder Rio, um dort ihr Glück zu suchen. Das haben auch wir sehr stark gemerkt, als wir hier ankamen. Viele der früheren Freunde sind umgezogen, um zu arbeiten, zu studieren, oder weil sie geheiratet haben. In Porto gibt es keine Universität und kaum Arbeitsplätze. „Das Einzige was uns da bleibt, ist umzuziehen“, sagt Neto.
„Viel liegt auch an der Stromversorgung hier in Piaui“, erzählt Jackson: kein Strom- keine Firmen, keine Firmen- keine Arbeitsplätze, keine Arbeitsplätze- keine Jugendlichen…
Leonard

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