Freitag, 4. September 2015

Wir gegen und mit der Zeit




Es ist viel passiert, während unserer letzten Tage in Porto- sau viel! So viel, dass wir gar nicht mehr dazu kamen euch auf dem Laufenden zu halten. Das tut uns leid und wir wollen uns tummeln, euch auch von dem letzten Abschnitt unserer Reise zu erzählen. Am Ende haben sich die Ereignisse überschlagen und auch jetzt werde ich noch ganz wuschig, wenn ich an die letzten Tage in Brasilien denke!

21.08.2015


Es wird wieder in die Hände gespuckt! Trotz tickender Zeit verlieren wir die Hoffnung nicht, doch noch fertig zu werden. Uns bleiben jetzt noch zwei volle und ein angeknabberter Arbeitstage. Langsam beginnen wir schon damit unsere Sachen zusammen zu kramen und die Sachen ein letztes Mal zu machen. Ein letztes Mal Praca, ein letztes Mal einkaufen...
Bis wir ein letztes Mal auf der Baustelle sein werden, wird allerdings noch ein bisschen Zeit verstreichen. Und wenn es das letze sein wird, was unsere Gruppe in Brasilien machen wird, wir stellen dieses verdammt Haus fertig!
An Unterstützung wird es wohl nicht mangeln. Täglich sind jetzt neue Brasies auf dem Bau. Heute kamen zum Beispiel Raimundo Jaoa mit seinem Fahrer extra aus Teresina angeschüsselt um mit uns anzupacken. Er ist ein kleiner, verflucht viel und laut redender Mann mit einer fetten Portion Tatendrang. Morgens kommt er an, wirft kurz einen Blick auf unser Tun, klettert, in seinen guten Sachen umständlich auf eines der wackeligen Gerüste und schreit. Den ganzen Tag hört man ihn schreien, nach neuen Tijolos, neuer Agamassa und anderem Werkzeug. So schnell wie er, arbeitet keiner! Ein paar Unregelmäßigkeiten sind schon drin, in den von ihm gesetzen Reihen, da sind unsere Mauere genauer, aber die tragen ja auch keine 5 cm dicke Brille. Ich werde zu Raimundo Jaoa´s rechter Hand - er hält mich wohl eher für seine linke, dar ich den ganzen Tag rennen und ihm Wünsche erfüllen. Er schreit sogar, wenn ich ihm schon längst reiche wonach er verlangt. Ich glaube, dass er schreien mag, schreien, klugmeiern und arbeiten. Mit ihm kommt nochmal ordentlich Schwung in die Bude. Wir sind jetzt bestimmt doppelt so schnell wie vorher und klotzen gut was wech. Wenn wir nicht arbeiten, dann tanzen wir. Für eine Stiftung haben wir uns nämlich etwas ganz besonderes überlegt: wir machen ein Musikvideo mit allen die darauf Lust haben. Viele Szenen haben wir schon in der Tasche. Wir waren an Schulen und haben mit den Schülern getanzt, waren auf den Straßen Portos unterwegs und haben mit Portuensern getanzt und tanzen jetzt auf der Baustelle mit den Arbeitern.
Wie die Irren verputzen wir unten, während wir oben die Mauern des Giebels noch fertigstellen. Auch unser alter Freund Raimundo, der Vizebürgermeister von Porto packt gut mit an und macht sich für uns schmutzig. Zum Glück sehr viel stiller, als sein Namensvetter aus Teresina, schiebt er den ganzen Tag Schubkarren, schleppt Steine und mauert. Was für eine Ehre, diese beiden Männer von Rang auf unser Baustelle zu haben!
Stündlich kommen neue Lieferungen bei uns an und wir kommen mal wieder ganz schön ins transpirieren! Steine, Zement Latten (für das Dach an dem jetzt schon einige Zimmerer herumkraxeln) und unsere berühmt berüchtigten Tijolos fliegen in Windeseile von den Trucks und den Eselkarren- nichts wird unnötig in die Länge gezogen. Die Mittagspause wird auf ein Minimum herunterreduziert. Abends geht es auch im Dunkeln weiter, Baustrahler und  Autolichter machen das Weiterarbeiten möglich- wenn da nur nicht diese bescheuerten Mücken wären!
Auch mit der Bank ist jetzt endlich alles geklärt und die Jungs am Schalter schieben unseren Zaster rüber- wie herrlich! Endlich können wir ruhigen Gewissens neben Franzisco arbeiten, denn jetzt wissen wir, dass wir auch bezahlen können.

22.08.2015
Heute geht es noch früher hoch. Noch früher, das heißt bei uns jetzt schon um 5:30 Uhr und wer vorher duschen will - noch früher! Aber niemand will vorher duschen- niemand außer unsere Frühaufsteherin Ella, jede Sekunde Schlaf zählt, schließlich hatten wir gestern einen 13Stundentag auf dem Bau. Trotz unserer Müdigkeit rappeln wir uns zottelig wie wir sind auf, genörgelt wird nicht. Wir setzen uns auf den Bürgersteig und schweigen uns an. Um zu reden sind wir noch ein bisschen zu angefressen vom letzten Tag und der viel zu kurzen Nacht. Um sechs sind wir auf der Baustelle verabredet. Raimundo Jaoa will uns deshalb um kurz vor sechs abholen. Doch, um kurz vor sechs sehen wir keinen Raimundo Jaoa auch nicht um kurz nach oder um viel nach sechs. Wir warten und warten und sitzen uns die Hintern platt. Irgendwann, um kurz vor sieben taucht Geovana mit einem Freund und dessen Auto auf. Wir fragen, er sagt ja und wir schippern mit ihm auf die Plantage. Zu siebt in einem auch sonst vollgestopften Fünfsitzer, begleitet von gutem Reggea geht es ab auf die Plantage. Der Fahrer des Autos ist wirklich verdammt nett und hilft mit auf der Baustelle. Außerdem macht er auch auf der Plantage seine Anlage im Auto an und so wird unsere Schufterei ununterbrochen mit dickem Reggea untermalt- so muss das sein!
Raimundo Jaoa taucht auch irgendwann auf- aber natürlich mit einer saftigen Verspätung, Pünktlichkeit zählt also nicht zu seinen Tugenden. Trotzdem zögert er nicht lange, kraxelt aufs Gerüst und mauert sich nen Ast ab. Mittach gibt´s auf der Plantage. Eine halbe Stunde sitzen wir im Schatten eines kleinen selbstgebauten Palmwedelunterstands und "inhalieren" (so beschreibt es Jonas) das Essen in uns rein. Danach geht es, trotz wahnsinniger Mittagshitze weiter. Selbst für unsere Freunde, die die Arbeit auf dem Bau gewöhnt sind, ist die Arbeit in der Mittagshitze eine echte Herausforderung, normalerweise arbeitet hier keiner zu dieser Zeit. Wir schon! Uns doch wumpe, ob wir nicht mehr können, uns doch wumpe, ob das hier unüblich ist, in der Mittagshitze zu arbeiten, wir arbeiten!
Unser früherer Sportlehrer Michael Schiel hat uns mal erzählt, es wäre gut, einmal am Tag, vor körperlicher Betätigung, richtig gut zu schwitzen. Herr Schiel hätte sicher Freude gehabt uns während unseres Monats in Brasilien zu sehen. Schließlich haben wir jeden verdammten Tag geschwitzt wie nichts gutes! Ich habe mich mal erkundigt, so oft wie ich in diesem Blog über unseren Schweiß geschrieben habe, fühle ich mich jetzt verantwortlich mit Fakten zu kommen.
"Geschätzt wird, dass wir bei entsprechenden Bedingungen – starker körperlicher Betätigung durch Arbeit oder Sport sowie bei hohen Umgebungstemperaturen – bis zu 10 Liter, in Extremfällen sogar bis zu 15 Liter Wasser verlieren können." (http://www.stark-gegen-schwitzen.de/schweiss/was-ist-schweiss/menge/)
 Brasilien ist ein Extremfall, denn Brasilien ist extrem heiß. Piaui, unser Bundesstaat ist der heißeste, das macht schon ordentlich was her. Gehen wir also von 15 Litern aus (irgendwie ein bisschen iiih, aber wir haben in Brasilien gelernt über alles zu reden, ziehen wir das hier also durch). 15 Liter pro Tag das macht in einem Monat, für eine Person 450 Liter und auf alle acht deutsche unserer Gruppe in einem Monat 3600 Liter (?!!?! Unglaublich ?!!?! Oder??). Das muss ich Herrn Schiel erzählen!
Wir bauen auf jeden Fall weiter, egal wie viel Schweiß wir verlieren, und bauen jetzt eine Schutzwand vor unser Haus. Zum Schutz und zur Zierde kommt eine etwas Schulterhohe Wand vor unseren (langsam wirklich schon) Schickimickischuppen. Auf die Wand kommen die Namen aller Helfer und vorne die Symbole unser beider Länder, die Fahnen von Brasilien und Deutschland. Wirklich sehr extraordinär! Zwischen Wand und Haus sind kleine Beete angelegt, wir wollen doch mals sehen, ob die deutschen Sommerblümchen sich hier behaupten können. 
Wieder geht es bis spät in die Nacht mit der Schufterei, doch können wir uns, auch als wir zu Hause angekommen sind, nicht ausruhen, denn heute ist unser letzer Abend hier und muss gewürdigt werden. Statt zu feiern trauern wir- es will eigentlich keiner jetzt schon gehen. Natürlich freuen wir uns auch auf Deutschland, auf unsere Familien und Freunde, aber die Zeit hier ist wie im Flug vergangen und jetzt fallen uns noch so viele Dinge ein, die wir gerne noch machen würden!

23.08.2015
Heute ist nun wirklich der letzte Tag. Es ist zum heulen! Wir sind zwar wirklich weit gekommen, mit unserem Haus (heute müssen wir nur nochmal ans Dach beigehen, dann hat sich die Sache), aber trotzdem ist niemandem so richtig zum feiern zu Mute, als wir mal wieder irre früh aus den Betten kriechen. Flavia und Sharon fahren schon nach dem Frühstück los. Die beiden haben eine andere Reiseroute und zuckeln so schon um sieben ab. Wieder Tränen, Umarmungen und Geschluchze. Für uns geht es ab auf den Bau- Ziegel wuchten. Es ist der Wahnsinn. Heute, am letzten Tag, auf den letzten Drücker, schaffen wir es: wir legen den letzten Ziegel und das Haus ist fertig!
Als wir dann auch noch unsere Wand verziert haben und der letzte Pinselstrich gesetzt ist, geht es wieder nach Hause, Sachen packen. Zu hause angekommen hören wir eine Nachricht, die uns die Haare zu Berge stehen lässt: Die Wasserleitung von Porto ist kaputt, es gibt drei Tage kein Wasser mehr! Aber verdammt wir wollen duschen! Nichts zu machen, da heißt es erstmal abwarten und hoffen. Nach ewiger Telefoniererei erbarmen sich ein paar unsere Freunde ihr letztes Wasser für die nächsten drei Tage für uns zu opfern. Wir sind ihnen super dankbar  beeilen uns mit der Abwascherei unserer selbst und stellen einen neuen Duschrekord auf!
Dann geht es wieder auf die Plantage: Einweihungsfest. In den letzten Stunden in Brasilien weihen wir also unser Haus ein, an dem wir den gesamten letzten Monat gearbeitet haben und es ist fertig. Das nenne ich mal Timing!Jeder der Helfer schreibt seinen Namen an die Mauer, Raimundo spricht einen Haussegen,der Bürgermeister hält auch noch eine Rede und dann machen wir es, wir schneiden das Band durch und das Haus ist eröffnet! Lange können wir jetzt nicht mehr auf der Plantage bleiben, wir müssen uns ja noch verabschieden, von allen, die uns während der letzten Monate wichtig geworden sind und das sind einige! Also fahren wir wieder zürück nach Porto. Unsere Gefühle sind viergeteilt. Einerseits sind wir froh unser Ziel, das Haus fertig zu stellen, erreicht haben, zweierseits sind wir sehr traurig über den Abschied von unseren Freunden, die wir in den nächsten Monaten vielleicht Jahren, nur virtuell im Netz treffen werden können, dreierseits freuen wir uns auf unsere Familien und unsere Freunde aus Deutschland und viererseits steht vor uns ein dicker fetter Klobs Reise, mit ganz wenig Beinfreiheit und ganz viel Wartezeit. Mmmh!
Einige unserer Freunde begleiten uns noch bis nach Teresina und können dort umarmt werden, andere nehmen wir jetzt schon in den Arm. Ciao! Até a próxima vez (Bis zum nächsten Mal) und Tschuhus (ein brasilianischer Versuch Tschüss zu sagen) verabschieden uns in den Bus, mit dem wir nach Teresina juckeln.
Da geht alles von vorne los. Nochmal Ciao, nochmal Até a próxima vez und nochmal Tschuuhus, dann steigen wir in den Flieger und die Brasies gehen zurück in ihren Bus.
Die nächsten Tage verbringen wir sitzend in Flieger oder Wartesaal, komisch sitzen waren wir gar nicht mehr so richtig gewohnt.

Freitag, 21. August 2015

Capoeira, Tanz und Theater



20.08.2015
Es wird wieder geschuftet, was das Zeug hält. Langsam werden unsere Handschuhe unnötig. Erstens sind sie schon wahnsinnig zerfleddert von dem ganzen Gearbeite und zweitens sind unsere Hände längst an die vielen Blasen gewöhnt, eine mehr oder weniger macht da gar keinen Unterschied mehr. Unsere T-Shirts gehen auch langsam zur Neige, Schweiß und Dreck sind ständige Begleiter unseres kleinen Arbeitsgüppchens. Wir haben längst die Illusion aufgegeben, man könnte gegen den Schmutz anwaschen und tragen zur Verwunderung unserer Freunde fast jeden Tag dieselben abgetragenen Sachen.
Morgens holen wir Tijolos aus dem Centro, schmeißen sie auf den Laster und tuckern ab, in Richtung Plantage. Auf der Hälfte des Weges, mitten auf der Pra
ça, gibt unser Truck den Geist auf - Vergaser versagt. Nach ein bisschen Gefrickel und ein bisschen Gefachsimpel geht es weiter. Auf der Plantage wird abgeladen und weiter herumgefuhrwerkt. Bald können wir mit dem Dach weitermachen!
Manchmal ist es schwer Arbeit zu finden, dann muss man sich was einfallen lassen. Irgendwo findet man dann nämlich doch was, außerdem sind Hände in den Hosentaschen doof und unsexy!
Gerade waren wir auf der Pra
ça. Hier hatte die Tanzgruppe von Simon, Eleany und Geovana Training. Wie die Wahnsinnigen haben wir gestaunt, als die Capoeratänzer durch die Luft gewirbelt sind. Wir haben uns zu ihnen in den Kreis gestellt undwie die anderen die Tanzenden angefeuert. Zwei sind dann immer in den Kreis geschaukelt und haben eine Show gezeigt, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird! Rückwärtssalto? Aus dem Stand? Kein Problem! Und wenn du wieder aufkommst im Takt der Musik weiter tanzen? Nichts leichter als das - so haben die Tänzer es auf jeden Fall aussehen lassen. Nach dem bombastischen Training sind wir, nun in Tanzstimmung, ins Centro. Hier haben wir mit ein paar unserer Freunde unsere Tänze getanzt. Wir müssen natürlich noch ordentlich üben, um den Capoeratänzern das Wasser reichen zu können, aber Spaß hat es trotzdem gemacht, die Hinternwackelei. Nachdem unsere Hüften schlapp gemacht haben, ging’s weiter mit Improtheater. Ziemlich schwer, ein Irrenhaus darzustellen, ohne das Benutzen der Muttersprache! Noch schwerer wird es, wenn man bei jeder Runde, einen der Spieler aus der Szene herausruft, und ein anderer seinen Platz einnehmen muss. Es hat den armen Jonas getroffen. Der stand dann irgendwann alleine auf der Bühne und musste sechs Rollen gleichzeitig darstellen. Ganz schön difícil! Der arme Bube hat´s dann aber trotzdem geschafft und steht jetzt überglücklich unter der Dusche - denn auch beim Theater schwitzt man sich die Seele aus dem Leib.
Gute Nacht!
Leonard (Locke der Boss)

Über Österreicher, Brasilianer und Fußball



19.08.2015
Leider gibt es immer wieder Probleme mit dem Internet. Unsere Berichte werden meistens ganz brav hochgeladen, aber mit den Fotos ist das so eine Sache… Das ist wirklich schade, denn jetzt ist unser Haus wirklich schon sehenswert! Die zwei Fenster sind fertiggestellt und nur noch ein paar Wände könnten ein paar Steine gebrauchen. Dann ist auch schon alles supi - an der Mauer. Doch dann müssen wir uns noch an das Dach wagen, und davor noch die Säulen komplett hochziehen – achja, und der Boden muss noch gegossen werden. Ich schreibe das mit einem ängstlichen Blick auf die Datumanzeige unseres Computers - hoffe wirklich, dass wir das in der kurzen Zeit packen!
Heute gab es eine lustige Überraschung auf der Plantage: Als wir alle mal wieder fleißig am transpirieren waren, Steine schleppten, sie mit Zement einschmierten, sie aufeinander bappten oder sonst irgendetwas machen, hupte es. Es hupt hier ständig, deshalb schaute niemand hoch und keiner nahm das heranfahrende Motorrad war. Als es jedoch auf einmal hieß: „Hallo, wie geht es euch?“ wurden alle hellhörig! Deutsch?! Nein Deutsch war das nicht, dafür klang es zu lustig. Österreichisch!
Österreichisch von einem waschechten Österreicher. Helmut lebt hier, bzw. in einer vierzehn Kilometer entfernten Stadt, nun schon seit zwei Jahren. Auch er ist per Kolping hier hergekommen und auch er hat sich in Brasilien verliebt, in Brasilien und in eine Brasilianerin, die jetzt seine Frau ist. Helmut erzählt uns viel über die Gegend. Über Einbrüche, gesprengte Banken und über die verlorene Weltmeisterschaft. Er erzählt uns, dass die meisten der Brasilianer mit dem Gefühl in das Turnier gegangen wären, in jedem Fall zu gewinnen. Und dass sie dann, als sie verloren haben, mit einem mal nichts mehr mit Fußball, Fahnen und Trikots zu tun haben wollten.  Vorher wäre hier alles noch mit Fahnen und Zeichen asphaltiert gewesen und ein Tag nach dem Spiel gegen Deutschland sah man in ganz Piauí nicht mehr als zehn Fahnen, erzählt Helmut. Von Neto haben wir gehört, dass geplant wurde, einen nationalen Trauertag an dem bösesten aller Datums angesetzt werden soll - mit schulfrei und allem drum und dran. Irgendwie ulkig, wie wahnsinnig wichtig Fußball für einige ist und wie sehr diese Identifikation mit dem Sport auch in eine negative, beinah depressive Richtung gehen kann!
                                                                                                                                
Leonard

Die Zeit rennt!



18.08.2015
Die Zeit rennt! Jetzt sind wir schon in der letzten Woche unseres Aufenthalts - kaum zu glauben! Unser Haus wird von Tag zu Tag größer und stabiler. Die Wände sind jetzt schon so hoch, dass wir heute ein Gerüst angeschleppt haben, als wir auf unsere Baustelle losgelassen wurden. Vorher sind wir noch ins Centro gedüst und haben wieder eine Ladung Tijolos auf unseren LKW geschmissen. Die neuen Steinen, die wir in diesem Jahr mit unserer Maschine hergestellt haben, sind sehr viel besser zu verarbeiten, weil sie gleichmäßiger groß sind. Schwuppi die wuppi geht es jetzt. Die Arbeiter, Francisco und Professor, müssen uns nun immer seltener die Handgriffe erklären, zwar sind sie nicht immer kompletti zufrieden mit uns und unseren leicht schrägen Wänden, doch die Arbeit flutscht immer besser!
Abends zocken wir, wie so oft, mit Gustavo, Joao Pedro, Pedro und Augusto ein bisschen Volley. Danach geht es, vor Dreck strotzend, unter die Dusche, aus der übrigens ab und zu eine Schlange herausguckt, dann auf die Pra
ça. Hier müssen wir Neto davon abhalten, nach Hause zu gehen, damit wir ihm um Mitternacht eine kleine Überraschungsfete bereiten können. Es gelingt uns, der Staunende wir mit Geschenken überhäuft und ordentlich umarmt und freut sich riesig.
                                                                                                                        Leonard

Endlich geht es vorwärts!



17.08.2015
Die Arbeit kratzt uns morgens mal wieder früh aus den Betten. Wir fahren, uns noch den Schlaf aus den Augen reibend, Richtung Plantage. Hier angekommen können wir unseren Augen kaum trauen. Freitag haben wir nicht gearbeitet, da waren wir ja in Barras, und deshalb haben wir Zeit aufzuholen. Wir dachten natürlich, die Baustelle so vorzufinden, wie wir sie am Donnerstag verlassen haben…
Doch zwei, von Aldo engagierte Arbeiter lächeln uns entgegen als wir, noch ganz bedröppelt, an unserem Haus ankommen. Mit Spachteln und Steinen ausgestatten stehen die beiden vor ihrem Werk, den Wänden, an denen sie, als wir in Barras waren, höher gezogen haben. Fast kniehoch sind sie jetzt, die drei Wände unseres kleinen Häuschens - wirklich beachtlich! Während des restlichen Tages sorgen wir dafür, dass sie noch höher werden. Als wir die Spachtel endlich sinken lassen, sind wir zufrieden. Die Mauern sind jetzt schon fast so groß, dass Flavia nicht mehr drüber gucken kann. Außerdem ist nun wirklich alles kompletti mit Erde aufgefüllt, was aufzufüllen war und die meisten der Säulen sind auch schon mannshoch!
Gleich geht’s ins Centro: danca danca. Obwohl wir beim Arbeiten schon energiemäßig ordentlich auf die Tube gedrückt haben, hält uns nichts davon jetzt auch kulturell einen draufzumachen! Vamos dan
çar!
                                                                                                                           Leonard